Kleiner, kritischer Beitrag zum Text „Einige Gedanken zu Status quo und Perspektive der antifaschistischen Bewegung“

Dies ist ein kleiner, kritischer Beitrag zum Text „Einige Gedanken zu Status quo und Perspektive der antifaschistischen Bewegung“.

Viele der im Text behandelten Aspekte können wir so unterschreiben. Spannend wird es, aber wenn sich einerseits beschwert wird, dass bestimmte militante Praxis XY als Gewaltfetisch o.ä. bezeichnet wird, dann aber im gleichen Text militante Praxis YX als erlebnisorientierter Hooliganismus diffamiert wird.

Das direkte Entgegenstellen bei Nazi-Demos und die dortigen „Scharmützel“ sind (in den meisten Fällen) Notwendigkeiten in Verhinderung der Rechten-Raumnahme sowie Schutz der eigenen Räume oder Menschen welche nicht in der sportlichen oder psychischen Verfassung sind, sich zu verteidigen.
Des Weiteren geht es darum, den Austragungsort der „Scharmützel“ für unerfahrene oder schwächere Faschos, sowie Mitläufer so unangenehm wie möglich zu machen und somit einem erneuten Auftauchen präventiv zu begegnen.

Wie bei anderer militanter Praxis gibt es hier auch mal Erfolge, mal Misserfolge. Je nach Organisation und Schlagkraft unserer Bewegung an solchen Tagen.

Dass es sich hier allerdings häufig nur um Triebabfuhr handelt und (nach Ansicht der Autor*innen des Textes) nicht viel bewirkt, ist schlicht und ergreifend falsch.

Beispiele wie Legida vs. Pegida zeigen es deutlich. Nicht ohne Grund hat Legida nach den ersten drei Demos mehrere Tausend Teilnehmer eingebüßt. Das deren Autos sowie etliche Faschos angegriffen wurden hatte direkten Einfluss darauf, im Gegensatz zu Dresden und Pegida wo dies weniger geschehen ist. Auch Beispiele wie zuletzt bei den großen Querdenker-Demonstrationen haben gezeigt, dass der angegriffene Bus der Westdeutschen Faschos sich nicht wieder blicken lassen hat, ebenso viele weitere gewalttätige Neonazis welche in „Scharmützel“ verstrickt waren, bei der zweiten Demo nicht wieder gekommen sind. Das an Demotagen ein Szenario geschaffen wird, welches Faschisten (natürlich nicht alle) davon überzeugt, dass (in diesem Falle zum beispiel die Stadt Leipzig) unattraktiv ist, kann hier Handlungsspielraum für gewalttätige Faschos und somit deren Handlungsfähigkeit ebenso einschränken.

Welche der beiden Formen nun effektiver ist, maßen wir uns nicht an zu bewerten. Die Autor*innen des Textes liefern ja selbst negativ Beispiele (wie bei Knockout51) wo man nicht gerade davon sprechen kann, dass Ziele in Form von Handlungsfähigkeiten der Faschisten erfüllt wurden. Weitere negativ Beispiele dieser Praxis gibt es ebenso. Um bewerten zu können ob diese Praxis in der Regel den gewünschten Effekt hat, oder ob sich das für die Ausübenden nur so anfühlt, bräuchte es vermutlich wissenschaftliche Daten.

Wieso sich also in diesem Text erst beschwert wird, dass die eine Militanz in Teilen der Bewegung zerrissen, im gleichen Text aber in fast deckungsgleicher Rhetorik andere Militanz angegriffen oder als sinnlos bewertet wird, schafft keine gute Grundlage für das geforderte „Zusammenstehen“. Davon, dass Flinta* hier abgesprochen wird sich an Faustkämpfen und Scharmützeln zu beteiligen mal ganz abgesehen.

Ebenso offen bleibt, wie klandestine Kleingruppen (zu den wir absolut solidarisch stehen) zu einer im Text angesprochenen breiteren Mobilisierung in der Gesellschaft sowie Vermittlung von Inhalten beitragen sollen, ist es ja viele Aktionen scheinbar nicht mal mehr wert, selbst zu kommentieren.

Für mehr Diskurs und Militanz

eure erlebnisorientierten Hooligans